1899
Jenseits der Bahn am Weg nach Mühlheim wird ein neuer Friedhof angelegt.
Der Turnverein baut eine Turnhalle an der Seligenstädter Straße.
In der Schulstraße (Mauerfeldstraße) wird ein zweites Schulgebäude errichtet.
Das Haus gegenüber der Kirche, das früher als Knabenschule und Lehrerwohnung diente, wird Rathaus.
1900
Die "Turngesellschaft" Bieber wird am 26. August im Saalbau "Zur Rose" gegründet.
Zwischen Bahnhof und S-Kurve wird mit Petroleumlampen die erste Straßenbeleuchtung in Betrieb genommen.
1901
Eine Gruppe von "Buben" meldet beim Bürgermeister die Gründung des Fußballclubs "Germania" an. Für ihre sonntäglichen Spiele dürfen sie das Gelände auf dem südlichen Teil des Exerzierplatzes auf
dem Bieberer Berg benutzen.
Im Gasthaus "Wiener Hof" explodiert während der Singstunde des Gesangvereins "Polyhymnia" eine neuartige Azetylenbeleuchtung und richtet in der Nachbarschaft erhebliche Schäden an.
1902
Die beiden engen steinernen Bachbrücken in der Seligenstädter Straße werden abgebrochen und durch neue ersetzt.
1904
Das städtische Gaswerk Offenbach beliefert Bieber mit Leuchtgas, das allmählich die Petroleumlampen verdrängt. In den Straßen werden Gaslaternen aufgestellt.
1905
Philipp Blümmel wird zum Bürgermeister gewählt.
1908
Der FC "Germania" Bieber gewinnt die süddeutsche Meisterschaft in der B-Klasse und schafft damit den Aufstieg in die oberste Spielklasse.
1910
Die rasch wachsende Einwohnerzahl (Verdoppelung innerhalb von 25 Jahren auf 4510) hat eine rege Bautätigkeit zur Folge. Die neuen Baugebiete liegen in Richtung Offenbach, am Bahnhof und an der
Straße nach Seligenstadt ("Bombardshöhe").
1911
Die evangelische Gemeinde Bieber erhält mit Fritz Weiß einen eigenen Pfarrer.
Der Schützenverein "St. Hubertus" wird gegründet.
In dem durch ein neues Landtagswahlgesetz geschaffenen Wahlkreis 17 "Bieber/Mühlheim" erhält Johannes Orb (SPD) die Mehrheit.
1912
Bei den letzten Reichstagswahlen im Kaiserreich geben von den 1030 wahlberechtigten Männern über 25 Jahren in Bieber 964 ihre Stimme ab, davon 649 für die SPD, 246 für das Zentrum.
1914
Die Landstraße von Bieber zur Tannenmühle wird gepflastert.
1914-1918
Erster Weltkrieg. Die Gemeinde Bieber hat 149 Gefallene zu beklagen.
In der Turnhalle sind etwa 120 russische Kriegsgefangene untergebracht, die zu Holzfällaktionen im Waldhofgebiet ("Russenplatz") eingesetzt werden.
1919
Bei den Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar sind zum erstenmal auch die Frauen wahlberechtigt. Von 2535 in Bieber abgegebenen Stimmen entfallen 1591 auf die SPD, 839 auf das
Zentrum.
Mit großer Mehrheit gegenüber dem Zentrumskandidaten Peter Heberer wird der von der SPD aufgestellte erst 26jährige Gemeinderatsschreiber Adam Marsch aus Fürth im Odenwald zum neuen Bürgermeister
gewählt.
Die elektrische Stromversorgung wird aufgenommen.
1921
Nach dem Tod von Dekan Adam Faßbender wird Philipp Boos aus Gaubickelheim Pfarrer in Bieber.
1927
Die Omnibusverbindung nach Offenbach wird in Betrieb genommen.
Auf Initiative des Kaplans Martin Gremm wird ein Ortsverband der "Deutschen Jugendkraft" gegründet. Diese "DJK" erhält zwei Jahre danach einen Sportplatz am Wald an der verlängerten Flurstraße.
1928
Heinrich Gebhardt wird evangelischer Pfarrer in Bieber (bis 1945).
Wasserleitungen werden verlegt und versorgen die Haushalte mit Wasser. Die öffentlichen und privaten Brunnen verschwinden allmählich.
Dem infolge eines neuen Spielsystems vier Jahre zuvor der 2. Spielklasse zugeteilten FV "Germania" gelingt wieder der Aufstieg in die oberste Spielklasse. "Eintracht" Frankfurt, "Kickers" Offenbach
und andere bekannte Vereine müssen in den folgenden Jahren zu Punktspielen am Waldhof antreten.
Bei der Reichstagswahl am 20. Mai erhält die NSDAP nur 3 Stimmen, das Zentrum 745, die SPD 700, die KPD 551.
1930
Die Nationalsozialisten gründen einen "Stützpunkt" in Bieber. Bei der Reichstagswahl am 14. September erhalten sie 464 Stimmen, das Zentrum 746, die SPD 841, die KPD 581.
Die 1929 ausgelöste Weltwirtschaftskrise wirkt sich zunehmend aus. Auch in Bieber wächst die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeiter ziemlich rasch. Soziale Spannungen sind die Folge. Viele Bürger
wenden sich radikalen Parteien zu. Bei der Landtagswahl am 15. November erhalten die Kommunisten 858, die Nationalsozialisten 822 Stimmen - für das Zentrum entscheiden sich 823, für die SPD 572
Wähler.
1932
Auf dem Gelände der ehemaligen Lindenmühle wird ein Freischwimmbad eröffnet.
1933
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führt auch auf lokaler Ebene zu einschneidenden Veränderungen. Bürgermeister Adam Marsch wird im März für abgesetzt erklärt, Fritz Bosche zu seinem
Nachfolger ernannt. Die demokratisch gewählten Mitglieder des Gemeinderates verlieren ihr Mandat, die von der NSDAP bestimmten Nachfolger haben nur beratende Funktion. Die Ortsvereine werden
gleichgeschaltet, das Führerprinzip eingeführt.
Bei der Volkszählung am 16. Juni werden 5719 Einwohner (darunter 4045 Katholiken, 1495 Protestanten und 13 Israeliten) festgestellt. In 728 Wohngebäuden bestehen 1631 Haushalte. Es gibt 1820
Erwerbstätige, von denen 1340 in Industrie und Handwerk beschäftigt sind - 845 Personen oder 40,7% aller Arbeitnehmer sind erwerbslos. Knapp die Hälfte der "Erwerbspersonen" gehört zur
Lederwarenbranche.
142 Einwohner sind noch hauptberuflich in der Landwirtschaft tätig. 43 bäuerliche Betriebe bewirtschaften Flächen über 2 Hektar - 896 Haushalte bewirtschaften kleinere Flächen.
Bei der Viehzählung am 5. Dezember werden 77 Pferde, 171 Rinder, 152 Schweine, 155 Ziegen und 4107 Hühner gezählt.
1934
Wilhelm Peterhänsel wird zum Bürgermeister ernannt.
1935
An der Stelle der Kapelle von 1869 wird die neue Lutherkirche errichtet.