Heft 07-1999
Inhalt:
Leseprobe
Jahrhundertwende, Jahrtausendwende
Ein Rückblick
Autor: Dr. Alfred Kurt
Ein Jahrhundert, ja sogar ein Jahrtausend geht zu Ende. Die Frage erhebt sich: Wo stehen wir? Und viele werden fragen: Wohin gehen wir? Auf diese letzte Frage kann es freilich keine verläßliche Antwort geben. Sinnvoller und weiterführend ist es da schon, Bestandsaufnahme zu machen oder zurückzuschauen und frühere Epochenjahre vergleichend zu betrachten:
1000 n. Chr.
Wenig läßt sich indessen über Bieber in der Zeit zu Beginn des jetzt zu Ende gehenden zweiten Jahrtausends unserer christlichen Zeitrechnung sagen. Ein paar Bauernhöfe dürften es gewesen, die den Weiler oder vielleicht auch schon das kleine Dorf "Biberaha" bildeten. Es lag als uralte Rodungsinsel in dem weiten Waldgebiet am unteren Main, dem Reichsforst Dreieich. Die Herren von Hagen verwalteten von ihrer Burg zu Dreieichenhain als Reichsvögte im Auftrag des Kaisers das Gebiet, das zum Maingau im Herzogtum Franken gehörte. Doch von der großen Politik oder gar den hochfliegenden Plänen des im Jahre 1000 regierenden jungen und begabten Kaisers Otto III., dessen Reich sich von der Ostsee bis tief nach Italien erstreckte, dürften die einfachen Bauern in Bieber und den Nachbardörfern damals kaum etwas gewußt haben. Nur mit großer Verzögerung werden sie auch Kunde von dem frühen Tod der erst 23jährigen Kaisers (1002) im fernen Mittelitalien vernommen haben.
Heft 06-1998
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Flur- und Straßennamen in Bieber
Teil 1: Der Ortskern oder das "alte Ort"
Autor: Dr. Alfred Kurt
Der Ortskern Biebers ist zwischen Bieberbach und den halbkreisartig verlaufenden Straßen Alt-Bieber und Rathausgasse gelegen. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein umschloß eine Dorfmauer diesen Bereich und verwehrte unerwünschten Besuchern den Zutritt. Im Süden fehlte die Mauer. Wer hier eindringen wollte, mußte die damals noch weit mehr Wasser als heute führende Bieberbach durchqueren und die dichten Hecken an ihrem Ufer überwinden. Der einzige Zugang nach Bieber befand sich an der Oberhofstraße bei der ehemaligen Gastwirtschaft "Zum Hessischen Hof". Spätestens seit 1829 war das dort befindliche Tor nicht mehr zu verschließen, denn die Gemeindeakten berichten, daß man damals die steinernen Torpfosten meistbietend versteigerte. Es dauerte allerdings noch Jahrzehnte, bis ein weiterer Zugang nach Bieber geschaffen wurde. Zunächst schlug man einen schmalen Durchlaß in die Mauer, um von Alt-Bieber in die Langener Straße (am heutigen Gasthaus "Zum Grünen Baum") gelangen zu können. Man nannte ihn das "Judengäßchen", obwohl es damals in dem noch rein katholischen Bieber keine Juden gab. 1868 beschloß der Gemeinderat, "eine zweite Ausfahrt aus dem Dorf" anlegen zu lassen, denn für viele Bauern bedeutete es einen erheblichen Umweg, wenn sie nur durch das alte Tor an der Oberhofstraße zu ihren Feldern im Westen der Gemarkung gelangen konnten. Die Gemeinde erwarb daher den Garten des Adam Gathof und legte dort das "Neue Gäßchen" als Verbindung zwischen Rathausgasse und Flurstraße an.
Heft 05-1997
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Eine Grundsteinlegung im alten Bieber
Autor: Otto Schlander
Wer heute in Bieber durch die Mauerfeldstraße geht, passiert zumeist achtlos einen Stein, der einmal im Mittelpunkt eines großen Ereignisses in der Gemeinde stand. An der Südostecke des alten Schulgebäudes, teils der Straße und teils dem Schulhof zugewandt, befindet sich ein rötlich-brauner Sandstein, der mittlerweile reichlich verwittert wirkt. Er fällt den Vorübergehenden auch deshalb nur wenig auf, weil er nunmehr von einem modernen Verputz für den Unterbau des Gebäudes ganz umgeben ist. Außerdem wird er durch das Fallrohr der Dachtraufe teilweise verdeckt; und zudem ist er der Abschluß einer Umzäunung geworden. Daß auf ihm einst ein Symbol und eine Jahreszahl eingemeißelt waren kann man heute bestenfalls noch erahnen, deutlich erkennbar ist dies nicht mehr. An seine Stelle gebracht wurde der Stein am 2. September 1875, als die Bieberer die Grundsteinlegung für ihr erstes größeres Schulgebäude feierten.
Der Bau einer Schule war notwendig geworden, nachdem in Bieber wegen der wachsenden Kinderzahl eine vierte Schulklasse eingerichtet worden war und die vorhandenen Räumlichkeiten für die unterrichtlichen Bedürfnisse nicht mehr ausreichten. Es mag der damals noch vorwiegend landwirtschaftlich orientierten Gemeinde nicht leicht gefallen sein, den Entschluß für ein für damalige Verhältnisse großes Schulhaus zu fassen. Schon 1852 hatte man die Summe von 1550 Gulden aufbringen müssen, um ein Haus gegenüber dem Gasthaus "Zur Krone" zu kaufen, das für schulische Zwecke genutzt wurde. Eine Fortbildungsschule, ein Vorläufer der modernen Berufsschule, bestand schon seit 1863, weitere schulische Bedürfnisse konnten nicht ausgeschlossen werden. Als aber in den 70er Jahren die Schule erwartungsgemäß weiter wuchs, mußte man die Mittel aufbringen, um den wachsenden schulischen Erfordernissen gerecht zu werden. Als Bauplatz wählte man ein Gelände aus, das außerhalb der Ortsmauern, im sogenannten "Mauerfeld", gelegen war. Modern waren die Bieberer in der Weise, daß sie eine Schule allein für unterrichtliche Zwecke erbauten. Sie nahmen Abstand von der alten Gewohnheit, Schule und Lehrerwohnung unter einem Dach unterzubringen.
Heft 04-1996
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1896 - 1996 - Hundert Jahre Bahnhof Bieber - Hundert Jahre Rodgaubahn
Autor: Dr. Alfred Kurt
Vor etwas mehr als hundert Jahren war Bieber, ganz von Wald umgeben, noch ein verhältnismäßig abgelegenes kleines Dorf. Auf der Landstraße von Seligenstadt nach Offenbach, der Chaussee, die hier vorbeiführte, herrschte zwar ein gewisser Verkehr, Fuhrwerke beförderten Waren, meist landwirtschaftliche Erzeugnisse, nach Offenbach und Frankfurt. Kraftfahrzeuge kamen hier überhaupt noch nicht vorbei, und nur selten sah man einen Menschen auf einem neumodischen Fahrzeug, das man Velociped nannte. Am frühen Morgen und am späten Abend passierten Hunderte von Menschen eiligen Schrittes das Dorf. Es waren Arbeiter und Arbeiterinnen aus den Rodgauorten, die je nach der Entfernung schon um vier oder fünf Uhr von zu Hause aufgebrochen waren, um zu Fuß ihren Arbeitsplatz in Offenbach zu erreichen. Manche saßen auch auf rumpelnden Pferdewagen, die die Wegzeit zwar nicht viel verkürzten, aber doch etwas bequemer waren, auch wenn man auf der noch nicht gepflasterten, sondern lediglich chaussierten Straße ganz schön durchgerüttelt wurde. Während die Wagen die vier Ecken der als Schikane zur Verkehrsberuhigung angelegten S-Kurve langsam durchfuhren, bogen die Fußgänger am "Hessischen Hof" in die Hintergasse (jetzt Alt-Bieber) ein, um durch das Judengäßchen und die Langener Straße am Gasthaus "Zur Traube", so ein paar Meter sparend, wieder die Hauptstraße zu erreichen. Samstagsabends und montags in der Frühe war der Durchzugsverkehr besonders stark, da dann auch die aus entfernteren Ortschaften kommenden Wochenpendler durchwanderten, die die Arbeitswoche über in der Stadt ein billiges "Kost und Logis" gemietet hatten und wegen des langen Anmarschweges nur über Sonntag daheim bei ihrer Familie sein konnten.
Heft 03-1995
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Weite Wege - Um ein Uhr kam der Bote nach Bieber
Autor: Otto Schlander
Es ist schon lange zu einer Selbstverständlichkeit geworden, daß täglich in den Vormittagsstunden ein Briefträger oder eine Briefträgerin in genau umschriebenen Bezirken die für die Bürger eingegangenen Postsendungen in die an den Toren angebrachten Briefkästen stecken. Völlig anders war die Situation vor rund 150 Jahren. Bieber gehörte zu der Vielzahl von Gemeinden im Kreis Offenbach, die ganz oder gar überwiegend landwirtschaftlich geprägt waren. Der Bedarf an Mitteilungen über die Grenzen der kleinen Orte hinaus war gering. Geschäftliche Korrespondenzen waren noch nicht zu führen. Dennoch ergab sich gelegentlich die Notwendigkeit, Mitteilungen in die einzelnen Gemeinden und gegebenenfalls zum Bürger hin zu bringen. Die großherzoglich hessische Regierung in Darmstadt hatte ein Interesse daran, daß ihre Vorschriften und Anweisungen die Bürgermeister und die ansonsten von staatlichen Regelungen Betroffenen auch erreichten. Ferner war es erforderlich, daß Antworten und Berichte auf Anfragen und Anforderungen der Regierung zuverlässig ihren Weg nach Darmstadt fanden. Zu diesem Zweck verbesserte man 1852 ein bereits bestehendes Bezirksbotenwesen, einen Vorläufer der modernen Post. Im Gefolge der 48er Revolution hatte man das Innenministerium neu organisiert. Dies zog eine Änderung in der Art des Übermittelns von Botschaften im Kreisgebiet nach sich.
Man teilte den Kreis Offenbach in drei Bezirke ein. Zu dem ersten gehörten vor allem Seligenstadt und die Mehrzahl der Rodgaugemeinden. Der dritte Bezirk umfaßte das westliche Kreisgebiet mit Langen, Neu-Isenburg und Offenbach. Bieber hatte man dem zweiten Bezirk zugeschlagen. Zwischen den zuletzt genannten Bezirken bildete der Bieberer Berg die Grenze.
Heft 02-1994
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Luftangriffe auf Bieber
Autor: Dr. Alfred Kurt
Bieber war kein militärisches Ziel; noch nicht einmal Offenbach wird in den alliierten Berichten über die Luftangriffe ausdrücklich als Angriffsziel erwähnt. Die Bombenwürfe galten der Stadt Frankfurt, ihrer Industrie, ihren Verkehrsanlagen und ihrer Bevölkerung. Stadtgrenzen oder gar Gemarkungsgrenzen sind aber aus der Luft nicht zu erkennen, für die Angreifer waren sie stets bedeutungslos. Bei der geringen Entfernung Biebers zu Frankfurt (in der Luftlinie bis zum Dom nur 9 Kilometer) blieb es nicht aus, daß auch Bieber ebenso wie andere benachbarte Gemeinden, z.B. Neu-Isenburg, durch Bombenwürfe schwer getroffen wurde. Welche Umstände, Fehler und Irritationen die britischen und amerikanischen Bombenschützen veranlaßten, ihre tödliche Last über Bieber auszulösen, läßt sich nicht ermitteln, wohl aber die schlimmen Folgen: 61 Menschen verloren hier ihr Leben, eine vielfache Anzahl wurde verwundet, zahlreiche Häuser wurden beschädigt oder ganz zerstört, Hunderte von Einwohnern verloren Hab und Gut, wurden obdachlos. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl waren die Verluste an Menschen in Bieber etwa doppelt so hoch wie im übrigen Offenbacher Stadtgebiet.
Heft 01-1993
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Vorwort
"Blick auf Bieber" ist der Titel der vom Bieberer Heimatverein mit diesem Heft begonnenen Reihe von Veröffentlichungen zum Thema Bieber. In loser Folge möchte der Verein seine Mitglieder und die interessierte Öffentlichkeit über Vorgänge in der Gemeinde und die Vereinsarbeit informieren. Je nach Anlaß kann der Blick in die Vergangenheit, auf die Gegenwart oder auch in die Zukunft gerichtet sein.
"Blick auf Bieber" ist nicht nur als Thema der neuen Heftreihe gewählt, es soll zugleich auch als Aufforderung an die Leser gelten, mit kritischem Auge auf die Verhältnisse in diesem Ort zu blicken, sich zu engagieren und nach Kräften für Verbesserungen sich einzusetzen.
"Blick auf Bieber" als neue Veröffentlichungsreihe wird auf die Dauer nur Erfolg haben, wenn ein breiter Kreis von Mitarbeitern sich bereit findet, geeignete Beiträge in Wort und Bild zu liefern. Alle, die das wollen und können, die sich Bieber verbunden fühlen, sind gebeten, mit der Schriftleitung Verbindung aufzunehmen.